Oberhonnefeld

Die evangelische Kirche in Oberhonnefeld

Ein Stück Dorfgeschichte…

 
Als im Jahre 857 der zum Koblenzer St. Castor Stift gehörende Rengsdorfer Zehntbezirk beschrieben wurde, war das Gebiet der späteren Pfarrei Honnefeld eingeschlossen.
Die damalige Grenze bildete der Gierender Bach. Im Jahre 1000 erfolgte die Abtrennung von der Pfarrei Rengsdorf zur Pfarrei Honnefeld, damals Hunnifeld. Um das Jahr 1000 wurde zum ersten mal die Oberhonnefelder Kirche genannt.
Die Erbauung der Kirche ist weniger auf seelsorgerische Bedürfnisse, als vielmehr auf machtpolitische Umstände zurückzuführen. Als ein Zeichen der machtpolitischen Zuständigkeit war das Kirchengebäude weithin sichtbar.
 
Die Pfarrei befand sich auf einer politischen Insel.
Rechts der heutigen B 256 war die Grundherrschaft der Herren von Aden.
Die Ehlscheider Felder unterlagen dem Machteinfluß der Grafschaft Wied und jenseits des Gierender Baches den Herren von Isenburg.
 
Die wenig bedeutsame Oberhonnefelder Kirche war Eigenkirche des St. Castor Stifts, dessen Stiftsherr auch den Pfarrer der Kirche ernannte. Der Pfarrer zog den Zehnten für das St.Castor Stift ein. Unmittelbar gerichtlicher Oberherr war der Archidiakon von Dietkirchen. Landesherr war der Bischof von Trier.
 
Als selbständige Pfarrei wurde „Hunnevelt“ 1204genannt.1252 verleibt sich St. Castor Honnefeld und Raubach wegen einer finanziellen Notlage direkt ein. St. Castor durfte den Zehnten daraufhin selbst einziehen und zahlte dem Pfarrer den Lebensunterhalt. 1321 gab St. Castor die Zehntrechte an Hunnifeld, Gerode, Adichane und Ahnhausen seinen Kanonikern in Pacht. Der Einfluß der Herren von Wied nahm mehr und mehr zu.
 
Im 15. Jahrhundert wurde die Oberhonnefelder Kirche der Rengsdorfer Kirche gleichgestellt. 1532 verkauft St. Castor seine Rechte in den wiedischen Pfarreien für 1600 Goldgulden an den Erzbischof Johann III. von Trier.
Die Gründe hierfür waren Mißernten, hohe Besteuerung und Ausbreitung der neuen Lehre (Reformation). Die weitere Geschichte der Oberhonnefelder Kirche verläuft nun weitestgehend parallel mit der Rengsdorfer. Der Graf von Wied ließ 1556 die erst protestantische Kirchenvitation in Oberhonnefeld durchführen. Am 01.06.1564 wurde in Oberhonnefeld die erste protestantische Synode der Grafschaft Wied eröffnet. 1570 werden das Patronat und die Zehntrechte im Tausch gegen Heimbach, Weis und Gladbach, gegen 2519 Gulden und 12,5 Batzen an den Grafen zu Wied abgetreten.
St. Castor verblieb etwas Grundbesitz in Oberhonnefeld, Gierend und Ellingen.
 
Das Pfarrhaus
Im Jahre 1595 hieß es schon, daß das Pfarrhaus zu klein wäre. Für die Familie des Pfarrers stand nämlich nur ein Raum zur Verfügung.
Noch vor 1690 setzten die Klagen über den baulichen Zustand des Pfarrhauses ein. Es wäre armselig und verkommen. Erst im Jahre 1748 erhielt das Pfarrhaus ein neues Dach und zwischen 1783 und 1793 wurden erstmals Ausbesserungen größeren Ausmaßes am ganzen Pfarrhaus vorgenommen. 1856 wurde das Pfarrhaus als bedenklich baufällig geschildert.
Nachdem zwischenzeitlich das lange nicht genutzte Wirtschaftsgebäude neu aufgebaut wurde, hieß es 1900 wieder, daß das Pfarrhaus endgültig einem Neubau weichen müßte.
Als 1910 mehrere Zahlungen an die Kirche fällig wurden, konnte – mit Unterstützung durch Spenden des Fürstes, der Kirche und der Bevölkerung – 1911 mit dem Neubau des Pfarrhauses begonnen werden. Dieser Neubau wurde 1912 fertiggestellt.
 
Mithin steht der Gemeinde auch ein eigenes Gemeindehaus zur Verfügung, das 1993 durch einen Neubau ersetzt wurde.
 
 
Der Neubau der Kirche
 
Eine Beschreibung des damaligen Kirchengebäudes ist nicht überliefert. Möglicherweise wird sie der Kirche von Rengsdorf geglichen haben.
Um 1700 rückt die Kirche in das Blickfeld. Es wurde damals eine dringende Reparatur angeraten. 1717 wurde daraufhin das Kirchendach erneuert. Um 1800 wurde die mehreren architektonischen Epochen zuzurechnende Kirche als ein verwinkeltes Gebäude aus der Urzeit bezeichnet, deren Zustand so baufällig sei, „daß niemand darein zu gehen sich trauen darf.“
 
Im Dezember 1801 stürzte der Kirchturm ein. Da kein Geld für den Wiederaufbau zur Verfügung stand, blieb der Turm etwa 20 Jahre als Ruine stehen. In der Folgezeit wurden verschiedene Sammlungen durchgeführt, die bis 1812 422 Reichstaler einbrachten. Die Auflage zum Neubau einer Kirche belief sich aber auf 5000 Reichstaler.
Eine allgemeine Kirchenkollekte in den Gemeinden Nassaus erbrachte 1813 530 Reichstaler für den Neubau. In den Jahren 1816/1817 wurde dann zunächst die Errichtung eines neuen Kirchturms durchgeführt. 1825 bat die Kirchengemeinde den König von Preußen, eine Sammlung im gesamten Reich für den Neubau eines Kirchengebäudes durchzuführen.
Diese Bitte wurde jedoch abgeschlagen. 1827 wurde die Oberhonnefelder Kirche baupolizeilich geschlossen. Nachdem die Kosten für einen Neubau mittlerweile auf 2950 Reichstaler reduziert worden waren, konnte 1828 mit dem langersehnten Werk begonnen werden.
Nach genau vierjähriger Bauzeit wurde die neue Kirche im August 1832 fertiggestellt.
 
Die lange Bauzeit resultierte aus Lieferschwierigkeiten des Bauunternehmers Reinhard, mit dem noch bis 1834 prozessiert wurde. Die Kosten für den Neubau betrugen schließlich 3483 Reichstaler. 1911 und 1962wurde die Kirche notwendigen Reparaturmaßnahmen unterzogen.
Noch heute ist die Oberhonnefelder Kirche ein Wahrzeichen des Honnefelder Landes.
 

Glocken und Orgel

 
Die Armut der Kirchengemeinde ließ in früheren Zeiten die Anschaffung einer Orgel nicht zu. Erst 1832 scheint eine Orgel für 680 Reichstaler angeschafft worden zu sein. Diese wurde durch die Brüder Weil aus Neuwied erbaut. Die Kosten wurden auf die einzelnen Gemeinden und die Kirchenkasse umgelegt.
Die alte Castorkirche hatte bis zum Einsturz des Kirchturms (1801) zwei, sehr wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert stammende Glocken. Bei diesem Einsturz zersprang die kleiner der beiden Glocken, welche dann für 130 Reichstaler umgeschmolzen wurde.
1828 galten beide Glocken als unbrauchbar, weil sie inzwischen „tonlos“ seien. Der damals beauftragte Glockengießer erfüllte jedoch seinen Vertrag nicht, so daß 1830 der Glockengießer Freidrich Bernhard aus Tiefenbach mit dem Umguß beauftragt wurde. Die fertigen Glocken waren wie vorher aus Bronze und wogen 850 kg bzw. 500 kg. 1892 zersprang die große Glocke und mußte abermals umgegoßen werden. Gleichzeitig wurde auch die Anschaffung einer dritten Glocke geplant, was allerdings unterblieb.
Auf Geheiß der Behörde mußte die große Glocke 1917 abgegeben werden. Bei der Demontage wurde sie einfach in die Tiefe gestürzt, blieb dabei aber unversehrt. Erst 1924 wurde wieder eine zweite Glocke (889 kg) angeschafft. Im Jahre 1942 mußte die große Glocke erneut abgegeben werden. Im Dezember 1949 wurden drei neue Glocken (1315 kg, 755 kg und 565 kg) angebracht. Sie erhielten die Namen Glaube, Hoffnung und Liebe.
Diese Glocken rufen bis zum heutigen Tage zum Gottesdienst, zu Beerdigungen und sonstigen festlichen Anläßen.